Ungeklärte Kriminalfälle - 1901 - 2000

 

Der Fall - Anabel Lopez-Malvar

Fundort der Leiche  

 

Am 3. März 1999 haben Spaziergänger in einem Knick in Ivendorf bei Lübeck-Travemünde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht geklärt. Die Tote lag auf dem Erdboden, war bekleidet und fast vollständig skelettiert. Durch eine DNA-Analyse konnte die Polizei die Frau zwei Jahre später, im September 2001, identifizieren:

Es handelt sich um die 19 Jahre alte spanische Staatsangehörige Anabel Lopez-Malvar. Sie ist in Hamburg geboren und aufgewachsen.

Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass Anabel Lopez-Malvar seit ihrem 12. Lebensjahr Drogen konsumierte und in Hamburg-St. Georg der Prostitution nachging. Sie war selten zu Hause und hatte auch später kaum Kontakt zu ihren Eltern im Hamburger Stadtteil Altona. Zuletzt hatten die Eltern ihre Tochter im Sommer 1998 gesehen. Anabel Lopez-Malvar war zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Die Eltern erstatteten im Mai 2001 bei der Hamburger Polizei eine Vermisstenanzeige, als wiederholte Nachfragen bei Bekannten keine Hinweise auf den Aufenthaltsort ihrer Tochter ergaben.

Anabel Lopez-Malvar hat am 2. Juli 1998 ihren Arzt aufgesucht, um sich Methadon verschreiben zu lassen. Vier Tage später wurde sie von der Polizei am Hansaplatz in Hamburg- St. Georg kontrolliert. Sie ist in den nächsten Tagen oder Wochen getötet und in Lübeck- lvendorf abgelegt worden. Dort lag sie seit mindestens September 1998.

Anabel Lopez-Malvar war 165 cm groß, sehr schlank und hatte lange, dunkelblonde, leicht gewellte Haare. Sie war zuletzt mit einem weißen Top, einer schwarzen Stretchhose mit einem weißen Spitzenrand und blauen Stoffschuhen bekleidet.

Fragen der Mordkommission Lübeck

  • Wer kann Angaben zu Anabel Lopez-Malvar und ihren Aufenthaltsorten machen (und wurde bisher noch nicht von der Polizei befragt) ?
  • Wer hat Anabel nach dem 6. Juli 1998 gesehen ?

Hinweise erbittet die Bezirkskriminalinspektion Lübeck - Kommissariat 1 -, Possehlstraße 4, 23560 Lübeck, Tel.: 0451-131-0 / Fax: 0451-131-4607

 

 

Der Fall - Margareth McGowan

Rund achtzig Jahre nachdem Jack the Ripper das Londoner Eastend terrorisiert hatte, trieb ein „Jack the Stripper“ genannter Killer sein Unwesen in Westlondon. Wie sein Vorgänger suchte er sich Prostituierte als Opfer, doch er benutzte kein Messer, sondern entwickelte eine bizarre Form des Tötens, und zwar durch Ersticken während einer tief eindringenden Fellatio. Wie der Ripper hinterließ der Stripper so wenig Spuren, dass er nie identifiziert wurde.

Über die Zahl seiner Opfer sind sich die Behörden nicht einig: Die einen sprechen von sechs, die anderen von acht Frauen. Wahrscheinlich kannten sich die meisten Opfer sogar, denn einige von ihnen wirkten in Pornofilmen mit. Als Erste wurde Elisabeth Figg am 17. Juni 1959 bei Chiswick ermordet. Mehr als drei Jahre später fand man das Skelett von Gwynneth Rees auf einer Müllkippe bei Mortlake. Margareth McGowan war das letzte Opfer. Ihre Leiche entdeckte man am 25. November 1964 hinter einem Parkplatz in Kensington in einem notdürftigen Grab, das mit Zweigen und zwei Betonplatten abgedeckt war. Sie hatte sich offensichtlich heftig gewehrt, denn sie wies starke Quetschungen am Hals auf. Außerdem war ihre Leiche nahe bei einer starken Wärmequelle aufbewahrt worden, was den normalen Verwesungsprozess verlangsamt hatte.

Sie war das letzte Opfer - Margareth McGowan

Auch in anderen Fällen lagen die Körper offenbar zunächst an anderer Stelle, bevor sie an den Fundort gebracht wurden. Die Polizei vermutete eine kleine Autowerkstatt oder Lackiererei, da die Opfer Farbspuren aufwiesen. Einen entsprechenden Ort fand sie mit der Heron Trading in Acton, und ein dort als Wächter arbeitender 45jähriger wurde zum Hauptverdächtigen.

Genaues wird man nie erfahren, denn der Mann beging Selbstmord, und die Mordserie brach ab.

Quellen: - True Crime – Die spektakulärsten Verbrechen der Geschichte (von Nick Yapp) S. 166 - ISBN 978 -1 4054-9795-4

 

 

Der Fall - Elizabeth Short ("Die schwarze Dahlie")

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Elizabeth Short, besser bekannt als "Die schwarze Dahlie" ("The Black Dahlia") (* 24.Juli 1924 in Hyde Park, Massachusetts, einem Vorort von Boston; †14. Januar 1947 in Los Angeles) war eine junge Frau aus Massachusetts, die im Alter von 22 Jahren, 1947 in Los Angeles brutal ermordet wurde.

  

Der Leichenfundort (mit rotem Stern markiert)

Elizabeth Short wurde als 3. Tochter von Phoebe Mae und Cleo Short geboren. Die Familie zog, als Elizabeth noch sehr jung war, nach Medford, Massachusetts, ebenfalls nahe Boston. Sie hatte zwei ältere Schwestern, Virginiaund Dorothea, und zwei jüngere, Eleonora und Muriel. Ihr Vater baute Minigolfplätze und sein Unternehmen war bis zum Börsenkrach von 1929 ziemlich erfolgreich. Er verließ die Familie im Oktober 1930, und ließ es so aussehen, als hätte er Selbstmord begangen. Elizabeth war ein beliebtes Mädchen, das in der Schule mittelmäßige Noten hatte. Ihren Freunden und ihrer Familie war sie als Bette bekannt (sprich: Betti). Sie war kränklich und hatte Asthma.

Nach ihrem ersten Jahr an der High School brach sie 1940 die Schule ab, und ging im Herbst dieses Jahres zum ersten Mal nach Florida, um dort über den Winter als Kellnerin zu arbeiten, und dem strengen Winter Neuenglands zu entkommen, der ihr Asthma verstärkte. Im Frühjahr 1942 begann sie in einer Drogerie in Medford zu arbeiten, wo sie weiter arbeitete bis ihr Vater ihr Ende 1942 Geld schickte, damit sie zu ihm nach Vallejo, einer Kleinstadt nördlich von San Francisco, in Kalifornien kam.

Sie zog im Dezember 1942 zu ihm, und die beiden zogen im Januar 1943 zusammen nach Los Angeles. Dort hatte sie jedoch bereits nach kurzer Zeit einen Streit mit ihm, da er ihr vorwarf zu faul zu sein, und erwartete, dass sie die Hausarbeit für ihn machte. Kurz darauf zog sie zu einer Bekannten in Los Angeles und begann Ende Januar bei der Army Basis Camp Cooke, nahe Santa Barbara in der Poststation zu arbeiten. Dort hatte sie viele Verehrer, und wurde zum „Camp Cutie“, der süßesten Frau des Camps, gewählt. Sie kündigte im August, und wurde am 23. September 1943 in Santa Barbara verhaftet, weil sie als Minderjährige betrunken war, und zurück zu ihrer Familie nach Medford geschickt.


Polizeifotos aus Santa Barbara

Dort blieb sie jedoch nur bis Anfang Dezember 1943, als sie nach Miami Beach zog, und dort in einem Feinwarengeschäft arbeitete, und in einem billigen Hotel lebte. Im September 1944 lernte sie in Miami Beach einen Soldaten namens Gordon Fickling kennen, mit dem sie eine kurze Beziehung hatte.
Auf einer Silvesterparty 1944/45 lernte sie dann auch den Fliegerpiloten Matt Gordon kennen, in den sie sich verliebte. Die beiden verlobten sich, und als er zurück in den Krieg musste kehrte sie Anfang 1945 zu ihrer Familie nach Medford zurück, wo sie als Kellnerin arbeitete, und auf die Rückkehr ihres Verlobten wartete. Doch am 22. August 1945, acht Tage nach dem der zweite Weltkrieg geendet hatte, erhielt sie ein Telegramm, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass Matt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Sie war erschüttert, und saß einige Tage lang nur zu Hause. Im Dezember 1945 zog sie nach Jacksonville, Florida, wo sie drei Monate blieb, bevor sie nach Medford zurückehrte.

Elizabeth Short und Major Matthew M. Gordon Jr.: Das Paar traf sich Mitte der vierziger Jahre in Florida und wollte heiraten. Matthew starb tragischerweise bei einem Flugzeugabsturz, woraufhin Elizabeth beschloss, nach Los Angeles zurückzukehren, um eine Schauspielkarriere zu verfolgen.

Im April 1946 verließ sie Medford zum letzten Mal und machte sich auf den Weg nach Chicago. Dort traf sie Gordon Fickling wieder und die beide nahmen ihre Beziehung wieder auf. Zuerst jedoch zog er nach Long Beach, nahe Los Angeles, und sie nach Indianapolis, bevor sie ihn im Juli1946 nach Long Beach folgte, um ihn zu heiraten. Die beiden heirateten zwar nicht, lebten aber zusammen und zogen von Hotel zu Hotel in Long Beach, Los Angeles und Hollywood. Ende August 1946 beendete Gordon die Beziehung, da er sich nicht sicher war, ob Short ihm treu war. Im Herbst 1946 lebte sie teilweise bei flüchtigen Bekanntschaften, in billigen Hotels in denen sie die Miete oft nicht zahlte, und in heruntergekommen Wohnungen im Großraum Los Angeles.
Am 8. Dezember 1946 nahm sie einen Bus nach San Diego, wo sie nicht wusste, wo sie die Nacht verbringen sollte, und in einem Kino zu übernachten versuchte. Die Kassiererin dieses Kinos, Dorothy French hatte Mitleid mit ihr, und ließ sie bei sich und ihrer Familie in San Diego wohnen. Am 8. Januar 1947 schrieb sie einen Brief an Gordon Fickling, in dem sie mitteilte, sie wolle mit einem gewissen Jack nach Chicago gehen um dort Model zu werden. Am selben Tag bat die Familie French sie ihr Haus zu verlassen. Sie wurde von Robert Manley, als sie Autos stoppte mitgenommen. Er ging mit ihr in ein Café in San Diego, und dann übernachteten die beiden im "Hollandhotel". Er schlief im Bett, sie voll angezogen in einem Sessel, da sie sich nicht wohl fühlte.

Die letzten Aufenthaltsorte der "Schwarzen Dahlie"

Am nächsten Morgen fuhr Robert Manley sie zurück nach Los Angeles, wo er mit ihr ihre Kofferan dem Busdepot aufgab. Sie sagte, sie wolle im Biltmore Hotel, in der Innenstadt ihre Schwester Virginia treffen, um dann mit ihr nach Berkeley zu fahren, wo Virginia wohnte. Das alles stimmte nicht und Manley wartete mit ihr bis circa halb sieben Uhr abends. ImLaufe des Abends verließ sie die Lobby des Hotels. Drei Menschen gaben an, sie noch in einer Cocktailbar in der Innenstadt an diesem Abend gesehen zu haben. Was danach geschah ist bis heute unklar.

     

Gesucht wird Elizabeth Short - das Plakat der Polizei

Elizabeth Short war entgegen der allgemeinen Annahme nie Schauspielerin, und hatte in keinem einzigen Film als Statistin mitgespielt. Die einzige Verbindung, die sie zum Film gehabt haben könnte, ist eine Affäre mit dem Regisseur Orson Welles 1946, die jedoch nicht bewiesen ist.

Nachdem Elizabeth Short am Abend des 9. Januar 1947 die Lobby des Biltmore Hotel verließ ist unklar was mit ihr geschah. Sicher ist nur, dass sie am Vormittag des 15. Januars 1947 von einer Frau mit ihrer Tochter auf dem Weg zum Schuster, auf einem unbebauten Grundstück im Süden von Los Angeles tot aufgefunden wurde. Sie war nackt, an der Hüfte auseinandergeschnitten, an der Vagina und den Brüsten verstümmelt, und ihre Mundwinkelwaren bis zu den Wangenknochen hin aufgeschlitzt. Es ist unklar ob sie wirklich, wie der Gerichtsmediziner feststellte, am 15. oder 14. Januar ermordet wurde, oder ob sie eingefroren wurde.

  


Elizabeth Short Alias 'The Black Dahlia' wurde mit einem Metzgersmesser in der Hüftgegend in zwei Teile getrennt. Die Körperteile wurden dann auf einer Wiese in Hollywood deponiert.

Ihr Mörder konnte nie ermittelt werden. Der Fall erregte unglaubliches Interesse der Medien und der Öffentlichkeit.

   

                        

 

Short wurde zum Inbegriff der jungen Frau, die nach Hollywood kam, um ihre Träume zu verwirklichen, um schließlich vom System ausgenutzt, zerkaut und ausgespuckt zu werden.

Trotz der intensiven medialen Aufmerksamkeit, die dazu führte, dass mehr als sechzig Menschen den Mord bisher gestanden haben, ist dieser Fall bis heute ungelöst.  Er ist einer der beständigsten und legendärsten Fälle in der Geschichte der Kriminalität.

 

Mögliche Verdächtige

Mehr als 50 Männer und Frauen gestanden den Mord an Elizabeth Short. Die meisten neuen Informationen und Geständnisse tauchten auf, als ein neues Buch oder ein neuer Film über den Fall veröffentlicht wurde. Es gibt sogar eine spezielle Seite für Verdächtige der Schwarzen Dahlie.

John P. St. John, Polizist in Los Angeles, arbeitete bis zu seiner Pensionierung mit dem Fall und zeigte sich erstaunt darüber, dass Menschen, die ihnen nahe stehen, als Verdächtiger dachten: „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen einen Verwandten als Mörder anbieten.“ .

Dr. George Hill Hodel, Jr.

             

Hodel ist eine interessante Figur, denn obwohl er den Mord nicht der Polizei gestand, sagte er belastende Worte über seine mögliche Beteiligung. DA / LAPD zeichnete ihn auf und sagte: „Supposin, ich habe die Schwarze Dahlie getötet. Sie können es jetzt nicht beweisen. Sie können nicht mehr mit meiner Sekretärin sprechen, weil sie tot ist. “

 

Er geriet unter die Aufmerksamkeit der Polizei, als seine Tochter ihn beschuldigte, sie missbraucht zu haben, und wurde unter geheime Überwachung gestellt. Hodel wurde ebenfalls verdächtigt, der Lippenstift-Killer und der Tierkreis-Killer zu sein , wurde jedoch nie eines Mordes angeklagt.

Das Schicksal Elizabeth Short wurde auch als Warnung kolportiert – als die Geschichte einer leichtlebigen jungen Frau, die in der Hoffnung auf eine Karriere als Schauspielerin nach Hollywood ging und dort ein schreckliches Ende nahm.

                      

Die Gedenktafel für "Die schwarze Dahlie"

 

                      

Quellen:

-The Black Dahlia Web Site von Pamela Hazelton.
-Black DahliaInformation Website von Mary Pacios.

-The FBI's Black Dahlia files FBI (Freedom ofInformation Act) Seite (engl.)

-http://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Short“

 

 

Der Fall - Tristan Brühbach

 

Am Donnerstag, den 26.03.1998 gegen 16:00 Uhr, wurde der 13-jährige Tristan Brübach in einem Tunnel entlang des Liederbaches von Kindern tot aufgefunden. Dieser Tunnel befindet sich i n der Nähe des Bahnhofes im Frankfurter Stadtteil Höchst und wird von Ortskundigen -meist von Kindern und Jugendlichen- als Abkürzung benutzt.

Der oder die Täter fügten Tristan erhebliche Stich- und Schnittverletzungen zu. Eindeutige Hinweise zum Tatmotiv liegen nicht vor. Auch ist keine abschließende Aussage zu der Frage möglich, ob der oder die Täter im Bereich des Tunnels auf ihr Opfer warteten, ob sie Tristan unter einem Vorwand nach unten lockten, oder ob sie nach Tristan am Tatort eintrafen.

    

Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich die Frankfurter Kriminalpolizei nun schon in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, den Mord an dem 13 Jahre alten Schüler Tristan Brübach aufzuklären. Doch das Verbrechen, eines der entsetzlichsten der Kriminalgeschichte, gibt nach wie vor Rätsel auf. Die Ermittlungen, die nie eingestellt worden sind, wurden zeitweise mit einem kaum noch überbietbaren Aufwand betrieben.
Dreißig Kriminalbeamte, unterstützt von bis zu hundert Kollegen von der Schutzpolizei, gingen mehr als tausend Hinweisen nach und prüften Hunderte von weiteren Spuren. Es wurden Vergleichsfingerabdrücke aller auch nur entfernt in Betracht kommenden Männer in den Stadtteilen Höchst, Sindlingen und Unterliederbach genommen. Es gab ein Jahr nach der am 26. März 1998 im Liederbachtunnel unter den Gleisen des Bahnhofs Höchst verübten Tat einen in dieser Form noch nie dagewesenen Versuch, durch polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit neue Hinweise zu erhalten. Dies gelang, doch trotz des Fundes wichtiger Beweisstücke konnte der Täter bis heute nicht gefaßt werden.

 

Biographie von Tristan
 

Tristan war das einzige Kind der Eheleute Iris und Bernd Brübach. Er wurde am 03.10.1984 in Frankfurt geboren und wuchs in den Frankfurter Stadtteilen Höchst und Unterliederbach auf.
Im Jahre 1995 verstarb seine Mutter. Bernd Brübach mußte als alleinerziehender Vater seine Vollzeitbeschäftigung beibehalten, um die Lebenshaltungskosten der Familie bestreiten zu können.
Tristan entwickelte sich trotz des tragischen Verlustes der Mutter relativ gut und altersgerecht.
Bernd Brübach wurde durch Tristans Großmutter unterstützt, die dem Jungen zusätzlichen Halt gab.
Tristan besuchte zuletzt die 5. Klasse der Meisterschule in Frankfurt-Sindlingen, auf die er kurz zuvor vonder Walter-Kolb-Schule in Frankfurt-Höchst gewechselt war.
Tristan versuchte, körperliche Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen oder älteren Jugendlichen zu vermeiden, wurde aber dennoch häufig von diesen angegriffen, teilweise sogar beraubt.
Da Tristan schon früh selbständig werden mußte, bewegte er sich trotz seiner 13 Jahre auch ziemlich selbständig in Höchst. Dabei könnte es zu flüchtigen Kontakten zu Personen der sogenannten "Szene" gekommen sein, ohne daß man Tristan deshalb als Angehöriger des kriminellen Milieus bezeichnen könnte.
Er erscheint eher so, daß Tristan seinem Mörder zufällig begegnete. Allerdings kann auch nicht völlig ausgeschlossen werden, daß Tristan bereits zuvor einmal mit seinem späteren Mörder zusammentraf.

Der Tagesablauf von Tristan Brühbach am Todestag, 26.03.1998

Am 26.03.1998 verließ der Vater von Tristan, Bernd Brübach, gegen 04:30 Uhr die Wohnung und Am 26.03.1998 verließ der Vater von Tristan, Bernd Brübach, gegen 04:30 Uhr die Wohnung und ging zur Arbeit. Tristan stand wie üblich alleine auf, um zur Schule zu gehen. Gegen 08:00 Uhr rief Tristan seinen Vater auf der Arbeitsstelle an, weil er über Rückenschmerzen klagte und nicht zur Schule gehen wollte. Sein Vater konnte ihn allerdings dazu bewegen, doch in die Schule zu gehen und später den Hausarzt aufzusuchen. Tristan telefonierte um diese Zeit mit seinem Vater aus einer zur Wohnung nahegelegenen Telefonzelle. Nach dem Telefonat traf Tristan zufällig seinen Freund Boris. Beide fassten den Entschluss, vor der Schule nochmal eine Zigarette zu rauchen. Dadurch verspätete sich Tristan und kam erst zur 2. Stunde, gegen 09:00 Uhr, in den Unterricht.

Seine Klassenlehrerin bestätigte, dass Tristan bis ca. 13:30 Uhr durchgängig in der Schule war. Tristan nahm am Unterricht und am gemeinsamen Mittagessen (12:30 Uhr - 13:15 Uhr) teil. Nach dem Mittagessen fragte Tristan die Klassenlehrerin, ob er zum Arzt gehen könnte, weil er starke Rückenschmerzen hatte. Dabei gab Tristan an, am Tag zuvor vom Baum gefallen zu sein. Tatsächlich hat er sich mit seinem Freund Maik mit Steinen beworfen, wobei Tristan durch einen Steinwurf am Rücken verletzt wurde. Die Lehrerin stimmte dem Arztbesuch zu und Tristan verließ gegen 13:30 Uhr die Schule.
Eine Mitschülerin einer anderen Klasse hat Tristan gesehen, als er an der Haltestelle Allesinastraße, in Höhe der Schule, in den Bus stieg und in Richtung Bahnhof Höchst fuhr. Er nahm wie immer, auf der hinteren Rückbank im Bus Platz.
Zwischen 14:00 Uhr und 14:20 Uhr wurde Tristan von seinem Freund Boris im Bus fahrend gesehen. Boris saß zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Bus und versuchte Tristan auf sich aufmerksam zu machen. Tristan nahm jedoch die Zeichen von Boris nicht wahr. Um seinen Freund zu treffen, verließ Boris seinen Bus und versuchte auf einem kürzeren Weg den Bahnhof Höchst zu erreichen. Dabei rannte er durch die Höchster Fußgängerzone, die der Bus auf einem längeren Weg umfahren muss. Doch als Boris am Höchster Bahnhof ankam, fand er Tristan nicht und ging nach Hause.

Ein Schüler der Hostatoschule sah Tristan auf seinem Nachhauseweg gegen 14:15/14:25 Uhr am Höchster Bahnhof, als er alleine auf einer Bank saß.
Letztmals lebend gesehen, wurde Tristan gegen 15:20 Uhr, als er auf einer Bank in einer parkähnlichen Anlage, in der Nähe vom Höchster Busbahnhof saß. Aufgrund seiner Tierliebe kam er dabei mit einer Hundehalterin ins Gespräch, die ihren Hund ausführte. Nachdem die Hundehalterin ihren Weg fortsetzte und sich dabei nochmal umschaute, stellte sie fest, dass auf der Bank neben Tristan zwei männliche, vermutlich ausländische, Personen saßen.

Etwa um 15:30 Uhr spielten drei Jugendliche auf dem Spielplatz hinter dem Anwesen Adelonstraße 31, als sie sich entschlossen zum Bahnhof Höchst zu gehen, um mit dem Bus zum Sportplatz zu fahren. Um ihren Fußweg abzukürzen, wollten die drei Kinder durch den Tunnel des Liederbaches gehen. Als die den Tunnel betreten hatten, sahen sie einen Mann, der sich über einen Gegenstand auf dem Betonsockel beugte. Die Kinder beobachteten den Mann etwa zwei Minuten und entschlossen sich dann für den längeren Fußweg um den Tunnel herum. Durch die weiteren Ermittlungen dürfte feststehen, dass diese drei Kinder den Mörder von Tristan bei seiner Tat beobachtet haben, wobei sie allerdings die Tat nicht als solche erkannt haben. Bei den Vernehmungen der drei Kinder hat sich eine brauchbare Täterbeschreibung herkristallisiert, die allerdings noch nicht zur Identifizierung geführt hat.

Die Meldung vom Leichenfund ging bei der Polizei erst gegen 17:08 Uhr ein. Ein Kinderbetreuer einer in Tatortnähe liegenden Kindertagesstätte wurde von zwei Kindern informiert, dass im Tunnel eine Leiche liegen würde. Die beiden Kinder spielten ebenfalls auf dem Spielplatz hinter der Adelonstraße 31 und trafen dort auf die zuvor erwähnten Jugendlichen. Etwa eine halbe Stunde später (ca. 16:00 Uhr), nachdem die drei Jugendlichen mit dem Bus zum Sportplatz fahren wollten, entschlossen sich die beiden Kinder ins Kinderhaus auf die andere Seite der Bahnschienen zu gehen. Auch die beiden nahmen die Abkürzung durch den Tunnel des Liederbaches. Dort fanden sie auf dem Betonsockel die Leiche von Tristan. Die beiden Kinder erzählten dem Betreuer im Kinderheim von ihrem schrecklichen Fund. Nachdem der Betreuer sich vom Wahrheitsgehalt überzeugt hatte, verständigte er die Polizei.

    

   

   

     

     

     

     

   


Tristans Leichnam entsetzt die Pathologen.

Noch in der Mordnacht, ab 22.50 Uhr, protokolliert das Frankfurter Zentrum für Rechtsmedizin in einer über sechsstündigen Obduktion unter der Sektionsnummer 282/98 ein Verletzungsbild, wie es weltweit kein zweites Mal bekannt geworden ist: Das Gesicht des Opfers ist von großflächigen Hämatomen gezeichnet, Spuren schwerster Gewalteinwirkung, vermutlich Faustschlägen. Bis zur Bewusstlosigkeit würgt der Täter den Jungen danach mit einem Unterarmgriff. Schließlich trennt er ihm hinterrücks die Kehle durch: mit einem einzigen Schnitt, von einem Ohr bis zum anderen, so dass der Kopf beinahe vom Rumpf getrennt wird.

Die Polizei findet um den Fundort der Leiche kaum Blut, da der Täter während der Tat mit seinem Opfer im fließenden Wasser des Liederbachs steht. Tristan kann sich während des Kampfs offenbar kurzfristig befreien. Doch der Mörder holt ihn nach kurzer Flucht im Bachbett wieder ein. Dort findet das Leben des Jungen sein tragisches Ende.
Als der Junge längst tot ist, lässt der Mörder noch immer nicht von dem Kind ab: Er schleift Tristan 28 Meter in die Dunkelheit in der Mitte des Tunnels, schneidet große Hautteile und Muskelgewebe aus dem Ober- und Unterschenkel sowie der Hüfte des Opfers heraus.
Ob sich der Täter nicht um seine Entdeckung während der Tat kümmerte, weil er sich am Tatort sicher fühlte, ob er dabei völlig kaltblütig vorging oder ob er sich an der Mordtat berauschte und seine Umgebung während der Tat einfach vergaß, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die Frankfurter Ermittler entwickelten zum Verhalten des Täters folgende Hypothese: Nachdem der Täter dem Opfer die Körperteile entnommen hatte, wurde die Leiche von ihm sorgfältig und mit relativ großem Aufwand im Tunnel positioniert.

Statt sich nach dem Mord schnell und einfach vom Tatort zu entfernen und die Leiche nach der Tat einfach liegen zu lassen, hat er sie in besonderer Weise zurechtgelegt. Er nimmt sich sogar die Zeit und bringt einen im Kampf verlorenen Schuh des Opfers vom Eingang zurück in die Mitte des Tunnels. Dort legt er die Leiche in einer schlafähnlichen Haltung auf einen Betonsockel, ganz so, als wolle er Tristan dort aufbahren.

Eine Art der Wiedergutmachung?

Bevor der Täter den Tunnel endgültig verlässt, zieht er Tristan die Jacke über den Kopf, um sein Gesicht zu bedecken. Auch seine Hose zieht er über die schweren Schnittverletzungen an den Beinen wieder nach oben. Zumindest ist der Versuch klar erkennbar, auch wenn es nicht vollständig gelingt.

Tristans Schuhe stellt der Täter schließlich exakt auf die Schnittverletzungen an Hüfte und Oberschenkel, und zwar genau so, dass die schweren Verletzungen durch die Schuhe möglichst verdeckt werden. Sie sollen vermutlich die Nacktheit des geschundenen Körpers bedecken. Zusammen mit dem Versuch, die Hose des Opfers wieder hochzuziehen und das Gesicht mit der Jacke zu bedecken, könnte der Täter so versucht haben, die Persönlichkeit des toten Kindes wiederherzustellen. Die Kriminalwissenschaft kennt dieses Verhalten unter dem Begriff des "un-doing" ("ungeschehen machen"), was auf den Versuch einer Art "Wiedergutmachung" hindeuten könnte.
Der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand, den der Täter bei der Positionierung der Leiche im Tunnel betrieb, lässt die Vermutung zu, dass ihm die Positionierung der Leiche ebenso wichtig war, wie die Entnahme der Körperteile selbst. Für die Beurteilung der gesamten Tat folgt daraus, dass die Entnahme der Körperteile und die Positionierung der Leiche als Teil einer gesamten Handlung aufgefasst werden könnte.

Blutiger Fingerabdruck auf dem Schulbuch.

Inzwischen liegt den Experten des FBI in Quantico (Virginia, USA) der Fall ebenso zur Begutachtung vor wie den Fahndern von Europol und der "International Crime Scene Conference" in Toronto. Ein blutiger Fingerabdruck, den der Täter am Tatort auf einem Schulbuch des Opfers hinterließ, wurde im führenden Institut für Daktyloskopie in Lausanne aufbereitet und in allen weltweit verfügbaren Datenbanken von Fingerspuren abgeglichen. Ohne Erfolg.

In Frankreich, Tschechien und weiteren Staaten Osteuropas wurde zeitweise ebenso intensiv ermittelt, wie in Deutschland. Die Kripo schickte wegen des ungewöhnlichen Verletzungsbildes Anfragen an das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag und überprüft eine Anwerbestelle für Fremdenlegionäre. Ein Gruppe von Fallanalytikern ("Profilern") des BKA bündelt alle verfügbaren Erkenntnisse, um die Persönlichkeit des Täters zu entschlüsseln: Handelt es sich bei dem Mörder um einen "netten Jungen von nebenan"? Einen Schwerstkriminellen mit entsprechenden Vorstrafen? Oder um einen außer Kontrolle geratenen Soldaten, der in dieser Tat ein nicht verarbeitetes Kriegstrauma durchlebte?

Spuren bis nach Tschechien.

Nach dem Fund von Tristans Rucksack mehr als ein Jahr nach der Tat führten Spuren über eine tschechische Straßenkarte nach Tschechien, doch es konnte dort kein Täter ermittelt werden. Vorübergehend festgenommen wurde ein reisender Schafhirte aus Frankreich, doch im Lauf der Ermittlungen stellte sich heraus, daß er wegen eines Klinikaufenthalts ein Alibi für die Tatzeit vorweisen konnte.
Verbrechen mit einem derart markanten und komplizierten Handlungsmuster wie der Mord an Tristan werden fast immer von Tätern begangen, die unter psychischem Zwang weitere Taten begehen. Doch diese aus der Erfahrung gewonnene Regel hat sich - zum Glück - in diesem düstersten aller Frankfurter Kriminalfälle nicht bestätigt.
Seit dem 10.05.2002 werden in den Frankfurter Stadtteilen Sossenheim, Nied, Sindlingen, Zeilsheim, Höchst und Unterliederbach die Fingerabdrücke sämtlicher männlicher Einwohner im Alter von 18 bis 49 Jahren, die zur Tatzeit dort wohnhaft waren, genommen und mit am Tatort gesicherten Spuren verglichen.
- Stand der verdachtsunabhängigen Reihenuntersuchungen von Vergleichsfingerabdrücken -

Trotz intensivster Ermittlungen und zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung konnte der Mord an dem 13jährigen Tristan Brübach bis heute nicht geklärt werden. Deshalb entschloss sich die Soko Tristan im vergangenen Jahr zu einem eher unkonventionellen Ermittlungsweg. In einer in dieser Größenordnung bis dahin bundesweit einzigartigen Aktion wurden alle männlichen Einwohner der Frankfurter Stadtteile Höchst und Unterliederbach im Alter von 15 bis 45 Jahren (gemeint ist das Alter zur Tatzeit) um die freiwillige Abgabe ihrer Fingerabdrücke gebeten. In die Aktion miteinbezogen wurden neben den noch aktuell dort wohnhaften Personen alle ehemaligen männlichen Bewohner der Stadtteile Zeilsheim, Sindlingen, Nied, Sossenheim, Höchst und Unterliederbach, sowie in Einzelfällen Berufspendler mit Arbeitsstätte in einem der betroffenen Stadtteile. Hintergrund dieser verdachtsunabhängigen Reihenuntersuchung von Vergleichsfingerabdrücken ist der vom Täter am Tatort zurückgelassene Fingerabdruck.
Seit Beginn der Maßnahme am 10.05.2002 haben bislang 98,65 % der Höchster und 92,95 % der Unterliederbacher Bürger ihre Fingerabdrücke abgegeben. Mit Nachdruck geht die Soko Tristan nun der Frage nach, warum die noch ausstehenden Personen ihre Fingerabdrücke noch nicht abgegeben beziehungsweise die Abgabe ihrer Fingerabdrücke abgelehnt haben. "Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir den Mörder haben" - so die Soko Tristan.

Parallel zur verdächtsunabhängigen Reihenuntersuchung von Vergleichsfingerabdrücken hat die Soko Tristan aber noch einen weiteren Ermittlungsweg beschritten. Der Tathergang, das Verletzungsbild und die Frage nach dem Motiv soll in einem Expertenteam aus Polizei und Wissenschaft erneut thematisiert und diskutiert werden, um so neue Ermittlungs- und Fahndungsansätze zu gewinnen.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist es nicht auszuschließen, dass der Mörder von Tristan heute nicht mehr in der unmittelbaren Tatregion wohnt, unter Umständen sogar aus beruflichen Gründen verzogen ist. Dieser Aspekt wird im Rahmen der polizeilichen Aktivitäten nicht vernachlässigt. In Kürze wird die Polizei hierzu Details bekannt geben.
Doch trotz des enormen Aufwands - drängende Fragen bleiben bislang ungeklärt: Welche Beziehung bestand zwischen Täter und Opfer? Kannten sie sich womöglich? Hat der Täter den Tatort ausgewählt? Darauf wissen die Fahnder keine Antwort. Bislang.

Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des/der Täter(s) führen, hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main eine Belohnung in Höhe von 15.000,-Euro ausgesetzt. Die Zuerkennung der Verteilung erfolgt unter Ausschluß des Rechtsweges. Die Belohnung ist nicht für Amtspersonen bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört.
Hinweise können im Einzelfall auch vertraulich behandelt werden.

Sachbearbeitende Dienststelle:
Polizeipräsidium Frankfurt/Main Soko Tristan Adickesallee 70 60322 Frankfurt/Main
e-mail: ppffm-k11@t-online.de
Hinweis-Telefon: 069/755-51108 oder -54210 (dieser Anschluß ist durchgängig besetzt)

Hinweise bitte an:
Bundeskriminalamt Wiesbaden
Kriminaldauerdienst
Tel. 0611/55 - 13101
Fax. 0611/55 - 12141
info@bka.de
oder
jede andere
Polizeidienststelle

 

 

 

Der Fall - Hans Storck

 

 

Seine in Magdeburg ausgestellte Geburtsurkunde trägt das Datum 11. August 1897 und lautet auf den Namen Hans Storch. Aber für einen jungen Mann, der als Tänzer im Magdeburger Wilhelmstheater und auch beim Zirkusbusch in Berlin arbeitet, ist das wahrlich kein guter Name. Ein Tänzer namens Storch, das bringt das Publikum zum Lachen. Also nennt er sich fortan Hans Storck. In den Jahren 1925/26 kommt er nach Stuttgart und tritt für eine Jahresgage von 3500 M an den Staatstheatern als Solotänzer auf. Er gilt als großes Talent, und die Presse bedauert sehr, dass er die Stadt bald wieder verlässt und nach Zürich wechselt, wo er zum Ballettmeister avanciert und gefeiert wird. 1938 kommt er nach Görlitz. Hier heiratet er während des Krieges eine Tänzerin aus Magdeburg. Nach Kriegsende bekommt er in der DDR bald Probleme. Man beschuldigt ihn der Boykotthetze und wirft ihn deswegen und auch, weil er eine Tänzerin abgeworben haben soll, vom November 1955 bis Februar 1956 ins Gefängnis. Danach flieht Storck in den Westen.

Er geht dahin zurück, wo es ihm früher am besten gegangen ist und wo seine Karriere einst so hoffnungsvoll begonnen hat: nach Stuttgart. Doch es gibt kaum Engagements für ihn. Die Deutsche Künstlerhilfe unterstützt ihn finanziell ein wenig. Seine Frau ist längst verstorben, jetzt fühlt sich Hans Storck zu Männern hingezogen. Er tritt erstmals strafrechtlich in Erscheinung, denn Homosexualität ist damals noch verboten. 1959 wird er wegen Unzucht mit einem Strichjungen verurteilt, 1962 wegen Zechbetrugs. Es geht ihm nicht gut, der nunmehr 64-jährige verstrickt sich immer mehr ins Rotlichtmilieu. Seit dem 1.4.1962 arbeitete er im "Savoy" in der Stefanstraße, einem Stuttgarter Nachtlokal, in dem halbnackte Damen auftreten. Er soll ihnen das Tanzen beibringen. Aber schon nach wenigen Wochen wird er wieder gekündigt. Ab 20.5.1962 ist Hans Storck ohne Arbeit.

Am 21. Mai schläft er lange. Mittags verlässt er seine Wohnung. Auf der Suche nach Männerbekanntschaften setzt er sich in mehrere Lokale. Bis 18.45 Uhr hält er sich im Café "Orient" auf und ab 21:00 Uhr in der Schnellgaststätte "Picnic". Hier begegnet er seinem Mörder. Er trinkt mit ihm Bier und wird dabei von einer Zeugin beobachtet. Sie hat den Mann später als etwa 23 bis 28 Jahre alten und 1,75 bis 1,80 großen, breitschultrigen, schlanken Südländer mit dunklem, gewellten Haar beschrieben, der französisch und deutsch gesprochen hat. Hans Storck nimmt ihn gegen 23.35 Uhr mit auf sein Zimmer in der Hegelstraße 22, wo er als Untermieter in einer Separatwohnung mit direktem Zugang zum Hausflur lebt. Der Vermieter beobachtet Hans Storck vom Fenster aus, er ist der Letzte, der in lebend sieht.

In dieser Nacht, der Nacht zum 22.5.1962, schreckt in dem Mietshaus ein 13-jähriger Junge aus dem Schlaf, weil er einen Schrei gehört hat. Ein böser Traum, denke er, und schläft wieder ein. Als gegen 4.30 Uhr morgens die Zeitungsausträgerin das Haus betritt, riecht sie Rauch im Flur. Er kommt aus der Separatwohnung von Hans Storck. Noch bevor die alarmierte Feuerwehr eintrifft, bricht man die Wohnungstür auf. In Stocks Zimmer brennen überall Kerzen. Auf seinem Bett sind Kleidungs- und Wäschestücke zu einem Berg aufgehäuft. Der Qualm kommt von hier. Ein heißes Bügeleisen zwischen den Sachen hat sie zum Kogeln gebracht. Unter dem Wäscheberg findet die Feuerwehr die Leiche von Hans Storck.

Kurz darauf ist auch die Kriminalpolizei vor Ort und sichert die ersten Spuren. Auf dem Tisch stehen zwei Weingläser und eine leere Flasche Beaujolais, Jahrgang 1959. Auf dem Etikett befinden sich Fingerabdrücke, die nicht von Hans Storck stammen. Sein heller Popelinemantel sowie Geldbörse und Schlüssel sind verschwunden. Wie der Obduktionsbericht ergibt, hat der Täter sein Opfer im Bett erstickt. Zuvor muss ein Kampf stattgefunden haben. Ausdehnte Weichteilblutungen am Kopf weisen darauf hin, dass Hans Storck mehrfach geschlagen worden ist. Vermutlich ist es zum Streit über die Höhe des Liebeslohns gekommen. Nach Storcks Tod hat der Täter einen Wäscheberg über die Leiche gehäuft und ein eingeschaltetes Bügeleisen dazwischengelegt, weil er hoffte, durch ein auf diese Weise entstehendes Feuer alle Spuren beseitigen zu können.

Die Fahndungsansätze sind klar. Man kämmt alle Schwulenbars Stuttgarts durch und sucht einen Mörder, von dem man eine ziemlich gute Beschreibung hat und von dem man weiß, dass er vermutlich Franzose ist. Stuttgarter Firmen, die Gastarbeiter beschäftigen, werden gebeten, alle Männer zu melden, die in den letzten Tagen nicht zur Arbeit erschienen sind. Am 30.5.1962 veröffentlicht die Polizei einen Zeugenaufruf in drei Sprachen, in dem man die Bevölkerung und vor allem die Firmen mit Gastarbeitern noch einmal dringend um Unterstützung bittet. Die für die Ermittlung des Täters ausgesetzten 2000 Mark Belohnung sollen einen zusätzlichen Anreiz bieten.

Doch das führt alles nicht zum Erfolg. Der Täter kann nicht gefasst werden. Möglicherweise weilte er nur für kurze Zeit in Deutschland und hat sich gleich nach der Tat zurück in sein Heimatland begeben. Nach über 45 Jahren ist der Mord an dem homosexuellen Ballettmeister noch immer unaufgeklärt. Inzwischen sind fast alle Zeugen verstorben und die Beweisstücke aus Storcks Zimmer vernichtet. Das Flaschenetikett mit den Fingerabdrücken ist allerdings noch erhalten. Das ist die einzige Hoffnung von Kriminalhauptkommissar Hans-Peter Schühlen, der jetzt für den ungelösten Fall zuständig ist. Seit 1998 gibt es ein automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem, kurz AFIS genannt, in dem bundesweit die Fingerabdrücke aller Kriminellen enthalten sind. Schühlen hat auch die Abdrücke vom Weinflaschenetikett eingegeben. Doch die Abgleichung der Daten brachte keine Übereinstimmung. Es gibt nach wie vor keine Spur zum Täter, der jetzt fast 70 Jahre alt sein muss. Vielleicht lebt er gar nicht mehr. Das Wenige, das vom Leben seines Opfers geblieben ist, wird immer blasser und vergilbt im Keller des Stuttgarter Polizeipräsidiums. Alles spricht dafür, dass dieser "Bügeleisenmord" für immer ungesühnt bleibt.

Quellen: Lexikon der ungesühnten Morde -unaufgeklärte Fälle, unentdeckte Verbrechen, umstrittene Freisprüche (von Hans-Dieter Otto) Ausgabe 2007 - Seite SZ 44 - ISBN 978-3-7766-2533-2

 

 

 

 

 

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